Mit der KONTAKTSTELLE TRAUER entwickelt das Dekanat Bestattungskultur und Trauerbegleitung aktiv weiter.  Tod und die Toten haben weiterhin Orte in unserem Leben. In einer Kultur des Erinnerns eröffnen wir Wege, wie der Tod die Gemeinschaft unter den Menschen umgestaltet. Dabei unterstützen wir Menschen spirituell und persönlich auf Wegen durch die Trauer.

AKTUELL

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Angebote für trauernde Menschen im Bereich der Diözese Rottenburg-Stuttgart

Umgang mit der Trauer will gelernt sein

Die Ludwigsburger Kreiszeitung berichtete am 31.10.2023 über den Trauerbegleiter Wolfgang Müller und seine Aufgaben bei der Kontaktstelle TRAUER des Kath. Dekanats im Landkreis Ludwigsburg.

 

DIENSTAG, 31. OKTOBER 2023, WWW.LKZ.DE - Kreis Ludwigsburg
Trauer ist ein sehr individuelles Gefühl. Manche Menschen kommen damit nicht klar. Archivfoto: Robert Günther/ dpa

Umgang mit Trauer will gelernt sein

Irgendwie hat Wolfgang Müller sein Hobby zum Beruf gemacht. Doch bis dahin war es ein sehr steiniger und teilweise sehr
schmerzhafter Weg. Müller ist Pastoralreferent. Das bedeutet: Er hat zwar das gleiche katholische Theologiestudium wie ein
Pfarrer, er ist allerdings nicht geweiht. Das hat vielleicht damit zu tun, dass er sich immer eine kritische Distanz zu seiner Kir-
che bewahren wollte. Was ihm auch gelang, noch heute kämpft er mit Gott und der Amtskirche, doch inzwischen ist der
58-Jährige ruhiger geworden.

„Ich war sauer auf Gott“

Er hat sich schon zuvor mit Trauer und der damit verbundenen Arbeit befasst.
Doch erst, als er persönlich davon betroffen war, ging die Sache unter die Haut. „Als meine einzige Tochter starb, wusste
ich nicht, wie ich mit der Sache umgehen sollte. Ich verschloss mich und war sauer auf Gott, weil er das zugelassen hatte. Die nächsten drei Jahre sprach ich kein Wort mit ihm“, sagt Müller. Danach kam es wieder zu ersten Annäherungsversuchen. Mit den alten Traditionen kann Müller sich bis heute nicht richtig anfreunden. Die Kirche sieht er allerdings hier am richtigen Ort.

Wolfgang Müller ist ein Mann der Kirche, auch wenn er dieser Einrichtung manchmal kritisch gegenübersteht. „Trauer ist eines der wenigen Dinge, wo die Kirche noch auftreten kann, wo sie noch etwas zu erzählen hat“, so der Pastoralreferent. Das wird offensichtlich auch im katholischen Dekanat so gesehen. Daher hilft er nicht nur in den Kirchengemeinden aus, wenn es an einem Pfarrer mangelt. Allein in diesem Jahr kam er schon zu über 60 Beerdigungen. Er ist im Dekanat
Ludwigsburg, das den gesamten Landkreis umfasst, auch für die Trauerarbeit zuständig. Vor wenigen Tagen ging eine Konzertreihe in drei Aussegnungshallen zu Ende. Die Abende beschäftigten sich in unterschiedlichen Weisen mit dem Thema Trauer.

Damit Trauer wieder ein fester Teil im Leben wird, stellt er sich und seine Erfahrung zur Verfügung. „Wir dürfen uns von
Trauer nicht überwältigen lassen. Wir müssen einen Weg aus dem Dilemma finden, denn das Leben geht ja weiter. Doch
für manche Leute ist das sehr schwer, dann brauchen sie eben ein wenig Hilfe“, so Müller.
Manchmal hilft Müller auch schon vor der Beerdigung. Da können schon die anderen Pfarrer zum Problem werden, denn
einige stellen noch immer die Kirche in den Mittelpunkt. Müller: „Dabei wollen die Menschen heute eine personalisierte
Beerdigung. Dazu gehört auch die Musik. So kann man nochmals eine Verbindung zu den Toten aufnehmen. Doch manch-
mal fallen wir zurück in unsere Rituale.


Die Trauernden wissen, was das Beste ist für sie.“ Dabei hat er nichts gegen Rituale: Sie könnten mitunter helfen, doch sie
müssten auch gewollt sein und nicht von oben aufgesetzt. Denn die Trauerkultur sei in Bewegung geraten. Es gebe immer
mehr Bestattungsformen, das Geschehen werden immer persönlicher.

Diesem Umstand müsse man Rechnung tragen. Vor kurzem war er auf einer „Beerdigungsmesse“. Der Pastoralreferent war
erstaunt, wie bunt die Sargmodelle heute sind. Auch moderne Grabsteine wurden vorgestellt. Einer war sogar mit einem
Briefkasten versehen. So könne man weiterhin Kontakt mit den Verstorbenen halten.
Die traditionelle Beerdigung komme aus der Mode. Das habe man auch in Ludwigsburg verstanden. Das katholische De-
kanat ist die Verwaltungsebene zwischen den Kirchengemeinden und dem Bischof. Es umfasst rund 111 000 Katholikinnen
und Katholiken in 45 Kirchengemeinden. Seit dem Jahr 2020 hat man mit Müller einen Mitarbeiter, der sich hauptsächlich
mit dem Thema Trauer beschäftigt. Dabei kommt es nicht auf die Konfession an. „Die Menschen haben Vertrauen
oder nicht. Wenn sie den Entschluss gefasst haben, dann kommen sie auf mich zu und fragen – egal ob sie evangelisch,
katholisch sind oder an gar keinen Gott glauben. Und manchmal kann ich ihnen helfen“, sagt Müller. Die Zeiten, als allein
die Kirche im Mittelpunkt stand, seien inzwischen vorbei.

Im katholischen Dekanat Ludwigsburg gibt es einen Mann, der für Trauernde zuständig ist. Das ist Wolfgang Müller. Der Pastoralreferent hilft nicht nur aus, wenn der Pfarrer mal krank oder im Urlaub ist. Er kümmert sich auch um die
Trauerarbeit und hilft Menschen, wenn sie mit ihrem Kummer nicht alleine fertig werden. Die Konfession spielt dabei keine Rolle.

VON ANDREAS FEILHAUER
 

 

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Mit der Profilstelle Trauerpastoral fördert das Katholische Dekanat Ludwigsburg die Qualitätsstandards der Trauerpastoral und Bestattungskultur in den Seelsorgeeinheiten und Kirchengemeinden. Mehr dazu unter QUALITÄT.